Mainz, 25. November 2025
Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen bezieht die Arbeitsgemeinschaft der Beiräte für Migration und Integration in Rheinland-Pfalz (AGARP) klar Stellung: Gewalt gegen Frauen – insbesondere häusliche und sexualisierte Gewalt – ist eine massive Menschenrechtsverletzung, die tagtäglich mitten unter uns geschieht. Sie betrifft Frauen aller sozialen Schichten, Altersgruppen und Herkunft – und sie ist Ausdruck struktureller Ungleichheit.
Aktuelle Lage: Zahlen des Bundeskriminalamts
Die am 21. November 2025 veröffentlichten Bundeslagebilder des Bundeskriminalamts (BKA) zeigen einen alarmierenden Anstieg geschlechtsspezifischer Gewalt:
- 265942 registrierte Opfer häuslicher Gewalt im Jahr 2024 – ein Anstieg um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
- Über 70 Prozent der Betroffenen sind Frauen und Mädchen
- 53451 weibliche Opfer von Sexualdelikten, davon fast die Hälfte minderjährig
- 308 Tötungsdelikte an Frauen im Kontext von Partnerschaftsgewalt
- Nur etwa 5 Prozent der Fälle von Partnerschaftsgewalt werden angezeigt – das Dunkelfeld bleibt riesig
Diese Zahlen stehen für individuelles Leid, für zerstörte Biografien, für Kinder, die Gewalt miterleben, und für eine Gesellschaft, die noch immer nicht ausreichend schützt.
Unsere Perspektive: Intersektional denken – konsequent handeln
Als AGARP vertreten wir die Interessen von Menschen mit Migrationsgeschichte in Rheinland-Pfalz. Wir wissen: Gewalt gegen Frauen trifft besonders häufig jene, die mehrfach diskriminiert werden – etwa aufgrund von Herkunft, Aufenthaltsstatus, Behinderung, sexueller Identität oder sozialer Lage. Sprachbarrieren, Angst vor Abschiebung, fehlende Zugänge zu Schutzräumen oder mangelndes Vertrauen in staatliche Institutionen verschärfen die Situation.
Deshalb fordern wir:
- Flächendeckende, mehrsprachige und kultursensible Beratungs- und Schutzangebote, insbesondere für migrantische und geflüchtete Frauen
- Stärkung der Frauenhäuser und Fachberatungsstellen – personell, finanziell und strukturell
- Verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings für Täter und konsequente Umsetzung von Schutzmassnahmen
- Aufklärungskampagnen in migrantischen Communities, gemeinsam mit Beiräten, Religionsgemeinschaften, Vereinen und Schulen
- Verlässliche Aufenthaltsperspektiven für von Gewalt betroffene Frauen, unabhängig vom Aufenthaltsstatus
- Einbindung von Migrantinnen-Selbstorganisationen in Prävention, Beratung und politische Entscheidungsprozesse
Unser Appell: Solidarität zeigen – Strukturen verändern
Der Orange Day ist mehr als ein Gedenktag. Er ist ein Aufruf zum Handeln. Wir stehen solidarisch an der Seite aller Frauen, die Gewalt erfahren – sichtbar, hörbar, unübersehbar. Wir fordern eine Gesellschaft, in der Frauen sicher leben können – in der Öffentlichkeit wie im Privaten. Gewalt gegen Frauen ist kein Schicksal. Sie ist vermeidbar. Aber nur, wenn wir gemeinsam handeln.
Für eine gewaltfreie, gerechte und solidarische Gesellschaft
